Die Totenkutsche

 

Weiss war das Land, verhüllt vom Schnee
Als von Rossen, mit Schmerz und Weh
Die Kutsch' gezogen wurd' durch Eis und Schnee.

Die onyx Räder, ratternd, klappernd
Drehten sich im eis'gen Wind
Während Hufe, donnernd, grollend
Niemals still geblieben sind. 


Der Rosse Nüstern aufgebläht
Doch kein Kutscher, der ins finst're späht
Und nichts konnt' halten das schwarz Gerät.

Ragen Dornen schwarz, schreiend, schneidend
Von der Kutschwand in den Wind
Indes hoch der Mond, scheinend, weinend
Seine Totenlieder singt.


Die weisse Wolk' hinterm Gefährt der Nacht
Wallt sich, ballt sich mit düstrer Macht
Dass all Geister und Toten sind erwacht.

Kaross' und Tiere, reissend, beissend
Bahnen sich ihren Weg empor
Durch das eis'ge Land gläsernd, gleissend
So kalt das selbst die Nacht gefror.


Die plutonische Kutsch' fuhr richtend
Ihren Auftrag brav, kalt verrichtend
Durch die Welt, das Sein vernichtend.

Und sie fuhr schweigend, treibend
Die toten Seelen sammelnd
Ohn' Gnad' sie, jagend, leibend
Die sich an das Leben klammernd


Und unaufhaltsam, geführt von Leid
Fährt die Kaross' im Schattenkleid
Durch Eis und Nacht, gegen uns're Zeit.

Denn jeden holt sie, suchend, greifend
Denn alles wird zu ihrer Kost
Und nichts entkommt ihr, fluchend keifend
Nicht in diesem Totenfrost.


Doch kein Mensch mag das Gefährt je seh'n
Wenn doch wird sein Leben gleich vergeh'n
Und so wird niemand je versteh'n,

Wer die Kutsch', so wütend, rasend
Treibt durch Nacht und Wind
Übers Eis führt, kalt, verglasend
In Welten rein, die nicht mehr sind.

 

 

von Sven Suess