vergängliches Kunstwerk


 

Nur noch zwei Kieselsteine und ein dürres Stöckchen sind von ihm übriggeblieben. Sie sind offene Augen und ein sich festkrallender Arm. Vergessen liegen die Körperteile auf dem Fensterbrett, bieten einen trostlosen Anblick.

 

 

Doch einst stand da ein kleiner Schneemann. Ein Kunstwerk, erschaffen aus dem ersten fallenden Weiss dieses Jahres. Von Kinderhänden zum Menschen geformt, zum Leben bestimmt.

 

 

Traurig blickende Augen und ein hilflos ausgestreckter Arm hoffen nun auf Erlösung aus ihrem vergessenen Dasein. Sie warten auf Kälte, die neuen Schnee bringt. Neues Leben. Warten auf Kinderhände, die sie erneut zu einem vergänglichen Kunstwerk formen.

 

 

Bis in der nahenden Wärme des Frühlings nur noch zwei Kieselsteine und ein dürres Stöckchen übrig sein werden. Als Reste eines vergänglichen Kunstwerks und als Baumaterial für ein neues. Ende und Anfang zugleich. Vereint in Augen und Arm.

 

 

 

von Nina Hausmann