Früher

Früher, sagt die Grossmutter da gab es noch es Schnee. Da fielen noch gefrorene Wassertröpfchen vom Himmel und hüllten die Erde in Weiss. Das war damals, bevor sich der Treibhauseffekt bemerkbar machte. Bevor die Temperaturen stiegen, und alles zu sterben begann. Da war die Grossmutter noch jung, und sie wehrte sich. Sie verlangte einen Wandel, zusammen mit all den anderen jungen Menschen, die nicht akzeptieren wollten, dass sie mit den Fehlern aller Generationen vor ihnen leben mussten. Dass sie diejenigen waren, die für das dekadente Leben anderer zahlen mussten.

 

Wenn die Grossmutter von dieser Zeit spricht, scheint ihr Blick in die Ferne zu wandern. Dann wirkt sie seltsam verloren, als wäre sie ein kleines Kind, das nicht verstehen kann, dass diese Welt so grausam ist. Die glühende Wut, die sie damals erfüllte, ist nun zu kalter, grauer Asche geworden, welche ihre Knochen füllt und sie schwer und müde macht.

 

Wenn sie von der alten Welt erzählt, blicken die Kinder sie verständnislos an. Diese Welt ist für sie reine Fiktion, so abstrakt und fern von ihrer eigenen Welt wie die Märchen der Gebrüder Grimm damals der Grossmutter erschienen waren. Besonders die Kälte, den Schnee, den können sich die Kinder nicht vorstellen. In ihrer Welt ist das Gras gelb, genau wie der zersprungene Boden. Die Bäume, die sie kennen, sind mumifizierte Skelette, Überbleibsel einer verschwundenen Epoche.

 

Wenn die Asche in ihrem Innern für die Grossmutter zu überwältigend wird, dann verlässt ihr Blick die Kinder vor ihr, und wandert hinaus. Während die Kinder herausrennen, um unter der brennenden Sonne zu spielen, verliert sie sich in den Erinnerungen an ihre Kindheit, in der die Luft noch beissend kalt sein konnte.

 

Von Sophie