Der Weihnachtsmann

 

Der Weihnachtsmann – er hasste den Namen, den er entsprach nicht seiner selbst, doch auch Weihnachtsfrau gefiel ihm nicht, nein er selbst bezeichnete sich lieber als Weihnachtsperson; total neutral, zumindest fast, denn es identifizierte ihn als Menschen, doch er, oder sie, wie gesagt 's ist kompliziert, hatte durchaus Schwierigkeiten sich mit den Menschen zu vergleichen; beschenken tat er sie gerne, es war ein einfacher Beruf, etwas zu tun gab's bloss einmal im Jahr, doch das Klima machte ihm schon lange  zu schaffen – hatte ein Problem mit seinem Schlitten, das heisst eigentlich eher mit den Zugtieren, als mit dem Schlitten – die Rentiere hatten, wie die letzten Jahre zuvor, eine saumässige, eigentlich eher rentiermässige, Party geschmissen und nun, nun hatten die einen einen krassen Kater, während die anderen kaum stehen konnten – und sass nun auf einem Barhocker in seiner Stammkneipe – es war eigentlich keine Kneipe mehr, denn die Weihnachtsperson hatte sie vor langer Zeit aufgekauft und zu ihrem persönlichen Verdruss-Raum gemacht und sogleich an ihre Villa, hoch im Norden, angeschlossen – und nippte an einer heissen Tasse Glühwein – wobei das Getränk die Bezeichnung Glühwein nicht im entferntesten verdiente, denn es besass keinen nennenswerten Geschmack, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, dass das Gebräu selbstgemacht war – während er sich Gedanken machte – dies tat er durchaus öfters, denn das ganze restliche Jahr hatte er nicht viel zu tun – ob er sich nicht langsam pensionieren lassen könnte – durchaus verständlich.

Von Sven Suess